Mysteriös, faszinierend und unheimlich zugleich. Tropfsteinhöhlen streuen sich über die ganze Welt. Riesige, kunstvoll geformte Tropfen ragen von der Decke. Gigantische Säulen wachsen aus dem Boden. Durch das Spiel von Licht und Schatten verwandeln sie sich in fantastische Figuren. Erinnerungen an die fürchterlichen Ungeheuer aus Märchen und Sagen aus der Kindheit schießen durch die Köpfe der Menschen.
Cueva Del Viento in Puerto Rico
Die Cueva Del Viento, zu Deutsch „Die Höhle des Windes“ ist die viertlängste Vulkanhöhle der Welt und die größte Lavahöhle Europas. Knapp 20 Kilometer des Höhlenlabyrinths sind bisher erforscht. Zahlreiche Verzweigungen der ca. 30.000 Jahre alten Grotte warten jedoch noch darauf, erkundet zu werden. Entstanden ist der unterirdische Höhlenkomplex durch Lavaströme des nahe gelegenen Vulkans Pico Viejo.
Seine geologische Vielfalt ist erstaunlich. Einzigartige Lavaformationen wie Stalaktiken und Lavaseen verbergen sich unter dem unscheinbaren Kiefernwald des Örtchens Icod de Los Vinos. Da der natürliche Zustand der Höhle beibehalten werden soll, ist der Boden uneben.
Seit kurzem sind etwa 300 Meter auch für Besucher zugänglich. Wer sich traut, kann einer Führung durch das unterirdische Labyrinth anschließen. Die Tour dauert ungefähr zwei Stunden und endet in einem typischen einheimischen Restaurant, wo die mutigen Wanderer mit Paellas, Tortillas und Gazpacho verwöhnt werden.
Borgio Verezzi in Ligurien – unterirdisches Leben
Lange ruhte die prachtvolle Tropfsteinhöhle in Borgio Verezzi unentdeckt unter der Erde. Erst 1933 stieß eine Gruppe Jugendlicher auf den Höhlenkomplex, als sie einem Fluss folgten, der in einer unterirdischen Kammer verschwand. Sie verewigten sich indem sie ihre Namen auf einen Fels schrieben. Seit seiner Eröffnung Mitte 1970 trägt der Sal daher den Titel „Raum der Unterschriften“. Die weitläufigen Gewölbe leuchten in tausend verschiedenen Farbnuancen von weiß, rot und gelb. Die Seen strahlen in smaragdgrünen Farben. Fadenförmige Stalagliten und Stalagmiten sind besonders elegant und beginnen bereits beim Klang der Stimme zu vibrieren.
Tiere haben den unterirdischen Palast bereits lange Zeit vor den Menschen entdeckt. Wissenschaftler haben hier Skelette von Fossilien, Höhlenbären, Elefanten und Säbelzahntiger gefunden, die vor ungefähr 750.000 bis 500.000 Jahren gelebt haben. Tot ist die Höhle auch heute nicht. Im Gegenteil: Außergewöhnliche Arten von Höhlentieren und winzig kleine Tierchen, denen Augen und Flügel fehlen, haben sich perfekt an das Leben unter der Erde angepasst.
Luray Caverns – Orgelmusik in beeindruckender Höhlenwelt
Gigantische 26 Hektar misst das größte Höhlensystem im Osten der USA. Das „Great Stalacpipe Organ“ im Höhlenpalast ist zudem das größte unterirdische Musikinstrument der Welt. Gummiüberzogene Hammer an ausgewählten Stalaktiten bringen den Stein zum Schwingen und erzeugen eine Melodie.
Entdeckt hat das Höhlensystem vor knapp 150 Jahren ein ortsansässiger Schmied. Heute ist die Luray Caverns eine der größten Attraktionen im US-Staat Virginia. Die Höhlen am Shenandoah Nationalpark beeindrucken mit sehenswerten Stalaktiten und Stalagmiten in grandiosen Formaten. Die chemische Trocknung der Höhlenluft der Luray Caverns hebt den Kälteeffekt auf. Das ist zwar besonders angenehm für Besucher, es verhindert allerdings eine natürliche Weiterentwicklung der Höhlenwelt.
Schilfrohrflötenhöhle, China – Magisches Spiel zwischen Licht und Schatten
Grünes Schilfrohr ziert den Eingang der beeindruckendsten Höhle von Guilin. Da die einheimische Bevölkerung Flöten aus diesem Schilf herstellt, trägt die Höhle auch den Namen „Schilfrohrflötenhöhle“. Durch die über 200 Meter tiefe Höhle bahnt sich ein Weg inmitten einem Meer aus Stalaktiten und Stalagmiten.
Herabtropfendes Wasser hat die Höhle über Millionen Jahre ausgewaschen und sie in eine wunderbare Welt mit prunkvollen Stalaktiten, Steinsäulen und Steinformationen verwandelt. Unzählige Geschichten ranken sich um die fantasievollen Figuren unter der Erde. Ein Dichter soll in der Höhle erstarrt sein, da er zu lange gebraucht hat um die Schönheit des unterirdischen Palasts zu beschreiben.
Die Grotte „Kristallpalast des Drachenkönigs“ gilt als besonders prunkvoll und fasst 1.000 Menschen. Unzählige versteckte Lampen setzen Stalaktiten, Stalakmiten und Tropfsteine in Szene und erzeugen eine magische Atmosphäre. Die prachtvolle farbige Beleuchtung fördert allerdings auch den Algenbewuchs.
Batu Höhlen, Kuala-Lumpur, Malaysia
Rund 15 Kilometer nördlich der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur beherbergen prunkvolle Kalksteinhöhlen mehrere Hindu-Tempel. Die 100 Meter hohe, sogenannte Tempel- oder Kathedralhöhle, ist die größte des Höhlenkomplexes. In ihr findet sich die gesamte hinduistische Götterwelt wieder. Bunte hinduistische Schreine in der Höhle, entführen Besucher in eine Welt der grenzenlosen Fantasie.
Die Dunkle Höhle erstreckt sich auf über zwei Kilometer und ist somit die größte der Batu Höhlen. Sie liegt etwas tiefer als die Kathedralhöhle und ist wegen ihrer einzigartigen Fauna nicht frei zugänglich. Um die seltenen Pflanzen- und Tierarten nicht zu gefährden, dürfen Besucher das Höhlenlabyrinth nur auf ausgewählten Führungen erkunden.
Mulu Höhlen, Malaysia
Die 52 Kilometer langen Mulu Höhlen in Sarawak sind das längste zusammenhängende Höhlensystem der Welt. Rund vier Millionen Fledermäuse sollen in diesem Monsterkomplex leben. Die älteste Höhle des Systems entstand vor ungefähr fünf Millionen Jahren, als sich durch Erdbewegungen die zwei nebeneinanderliegenden Sand- und Kalksteinberge bildeten. Der Verwitterungsprozess hält bis heute an: Tropfwasser schafft neue Formationen, Kalkstein wird weiter abgetragen und durch unterirdische Flüsse an anderer Stelle abgelegt.
Cango Caves, Südafrika
Es ist eines der schönsten Höhlensysteme der Welt: Die Cango Caves in Südafrika sind über vier Kilometer lang und verzaubern ihre Besucher durch prunkvoll geformte Tropfsteine. Zu Urzeiten haben Buschmänner den Eingang der Cango Caves als Unterkunft genutzt. Von ihnen stammen auch die Malereien auf den Wänden. Ohne tragbares Licht konnten sie allerdings nicht weiter in die Höhlen vordringen. Nur Fledermäuse verirrten sich in die Tiefe. Der gigantische Höhlenkomplex umfasst insgesamt drei Säle. Cango 2 und Cango 3 stehen allerdings nicht für Besucher offen, da Zigarettenrauch und Abfälle das Farbenspiel und die Formation des Gesteins verändern.
Tropfsteinhöhlen in Deutschland
Auch unter deutschem Boden verbergen sich zahlreiche Paläste. Die farbenprächtigsten Schauhöhlen der Welt finden sich bei Saalfeld in Thüringen. Die Tropfsteine in dem ehemaligen Alaunschieferbergwerk bestehen nicht aus grauem Kalk sondern aus Eisenphosphat, das sie in allen Farben schimmern lässt. Im „Märchendom“ können verliebte Pärchen den Bund fürs Leben schließen.
Die Teufelshöhle der Fränkischen Alb birgt majestätische Tropfsteinformationen wie den „Riese Goliath“ und den „Baum“. Über 300.000 Jahre sollen die gewaltigen Figuren alt sein. Die Höhle hat sich auch als Bühne bewährt. Konzerte und Kabarettabende in magischem Ambiente verzaubern das Publikum.
Die Bärenhöhle bei Sonnenbühl-Erpfingen haben Menschen erst vor rund 60 Jahren entdeckt. Nashörner, Höhlenlöwen und Bären lebten hier jedoch bereits vor 20.000 Jahren in dem rund 250 Meter langen, natürlichen Gemäuer.