In Russland ist es Väterchen Frost, in Italien bringt eine Hexe die Geschenke. Selbst in Europa gibt es unterschiedliche Bräuche und Traditionen rund um das Weihnachtsfest. Im Laufe der Vorweihnachtszeit stellt Tripodo unterschiedliche Länder und ihre Weihnachtsfeste vor. Ob Weihnachtssauna in Finnland oder die weihnachtliche Fastenzeit in Polen. Weihnachten in Europa ist so vielfältig wie seine Kulturen!
Wer zu Weihnachten auf Reisen geht, sollte auf bizarre Bräuche gefasst sein.
Russland – Väterchen Frost ersetzt Weihnachtsmann
Einen Weihnachtsmann gibt es in Russland nicht. Das Weihnachtsfest feiern die Russen erst am 7. Januar des Folgejahres. In Russland gibt es kein klassisches Weihnachten. Wegen der eisigen Temperaturen beschert die russischen Kinder Väterchen Frost anstatt der Weihnachtsmann. An Stelle von Rentieren, ziehen Pferde seinen Schlitten. Vom 24. bis zum 26. Dezember denkt dort noch niemand daran, Weihnachten zu feiern. Am 7. Januar feiern russisch-orthodoxe Christen den Tag, an dem Gott zum Menschen wurde. Dieses Fest ist entfernt mit dem europäischen Weihnachtsfest vergleichbar. Die Geschenke werden jedoch bereits an Silvester, übergeben. Erst seit 1991 ist der 7. Januar in Russland wieder ein offizieller Feiertag. Zuvor waren viele religiöse Feste verboten und gerieten in Vergessenheit.
Italien – Eine Hexe als Christkind
In Italien bringt ein weiblicher Weihnachtsmann namens Befana die Geschenke. Diese sieht allerdings nicht aus wie eine Weihnachtsfrau, sondern erinnert vielmehr an einer Hexe. Auf einem Besen saust die Hexe Befana durch die heilige Nacht. Traditionell stellen die Italiener ihren Weihnachtsbaum bereits am 8. Dezember auf und schmücken ihn festlich. Die Bäume werden in Italien allerdings nicht gefällt, sondern mitsamt ihren Wurzeln in die Wohnung gebracht. Der 8. Dezember ist in Italien ein Feiertag. Die Italiener nutzen ihn dazu, sich intensiv auf Weihnachten vorzubereiten. Advent und Nikolaus sind in Italien nicht bekannt. Deshalb ist der 8. Dezember das einzige wichtige Datum vor Weihnachten. Zu Weihnachten steht der kulinarische Genuss, nach der Familie an erster Stelle. Beim Weihnachtsmahl dürfen Pasta und Tortellini nicht fehlen. Zudem gibt es reichlich süße Leckereien wie Panettone und Pandoro.
Spanien – Kohle für unartige Kinder
Die braven Kinder bekommen Geschenke, die unartigen nur ein Stück Kohle. Anstatt einem Weihnachtsbaum stellen die Spanier eine Krippe auf. Nach den Weihnachtsfeiertagen am 28. Dezember feiert man in Spanien den „Día de los Santos Inocentes“, auf Deutsch der Tag der Unschuldigen. Dieser Tag ist vergleichbar mit dem 1. April hierzulande. Erst am 6. Januar, dem Dreikönigstag, übergeben sich die Spanier ihre Geschenke.
Schweden – Das längste Fest des Jahres
Weihnachten heißt in Schweden Julfest und ist das längste und größte Fest des Jahres. Es beginnt am ersten Advent und endet am 13. Januar. Einer der bedeutendsten Feiertage neben dem Heiligen Abend ist der 13. Dezember. Es ist der Tag der Heiligen Lucia. Sie soll Licht ins Dunkel bringen. Am Morgen des Lucia-Tages geht die älteste Tochter der Familie als Heilige verkleidet durchs Haus, weckt den Rest der Familie und verteilt das Lucia-Gebäck. Der wichtigste Weihnachtstag ist jedoch wie hierzulande der Heilige Abend. Das Feiertagsessen ist allerdings gewöhnungsbedürftig. Auf den Tisch kommen Schweinefußsülze, Reisbrei und Fisch in Cremesauce. Nach dem Essen werden die Kerzen am Weihnachtsbaum angezündet und die Geschenke ausgepackt, die „Jultomten“, der schwedische Weihnachtsmann gebracht hat. Traditionell ist der erste Weihnachtsfeiertag ein reiner Familientag. Am zweiten Weihnachtsfeiertag besuchen die Schweden dann Freunde und feiern rauschende Feste.
Frankreich – „Père Noël“ kommt zweimal
In Frankreich beschenkt der Weihnachtsmann die Kinder gleich zweimal. Am 24. Dezember beginnt der Abend mit einem üppigen Festmahl aus Austern, Schnecken, Gänsebraten, Truthahn, Käseplatten und leckere Nachtische. Danach geht die ganze Familie zur Mitternachtsmesse in die Kirche. Um diese Zeit kommt der französische Kollege des Weihnachtsmanns „Père Noël“ zum ersten Mal und platziert an den Schuhen der Kinder kleine Geschenke. Das zweite Mal kommt Père Noël am 25. Dezember zu einer richtigen großen Bescherung. Die Kinder finden ihre Geschenke unter dem „sapin de Noël“, der immer phantasievoller geschmückte Weihnachtsbaum, der seinen traditionellen Charakter zunehmend verliert.
Finnland – Weihnachtsfest am Friedhof
Die Finnen gedenken zu Weihnachten nicht nur der Geburt Jesu Christi, sondern auch der verstorbenen Verwandten. Der Gang zum Friedhof und das weihnachtliche Schmücken der Gräber gehören zur finnischen Weihnachtstradition. Am frühen Abend gehen finnische Familien in die Sauna. Direkt im Anschluss geht es in die Kirche. Die Sauna ist in Finnland ebenso bedeutend wie der Tannenbaum. Die ganze Familie wartet Abends gemeinsam auf den Weihnachtsmann „Joulupukki“. Sollte dieser nicht vorbeikommen, setzt sich jeder eine rote Zipfelmütze auf und verteilt die Geschenke im Namen des Weihnachtsmannes. Die Weihnachtsfeierlichkeiten beginnen in Finnland am 24. Dezember mit dem symbolischen Ausrufen des Weihnachtsfriedens in Turku.
Polen – Hungern zur Weihnachtszeit
Am Weihnachtsabend endet in Polen die Fastenzeit. Mit dem ersten Advent beginnt in Polen die Zeit des Verzichts. Am heiligen Abend legen polnische Familien ein Gedeck mehr auf den Tisch. Es ist ein Zeichen der Gastfreundschaft. Sollte unerwarteter Besuch auftauchen, fühlt sich der Gast sofort willkommen. Bevor das Essen beginnt, teilt jeder seine Oblate, die auf dem Teller lag, mit den anderen am Tisch. Das Festmahl in Polen besteht aus 12 Gerichten. Jedes der Gerichte steht für einen der zwölf Apostel Jesus. An diesem Abend gibt es nur Fisch und Gemüse. Zum Nachtisch wird Käsekuchen serviert. Nach dem gemeinsamen Essen werden die Geschenke ausgepackt und danach geht man gemeinsam zur Mitternachtsmesse.
England – Bunte Girlanden und volle Socken
Die Wohnzimmer der Engländer erinnern zu Weihnachten an Fasching oder Silvester. Die Tische sind in England am 24. Dezember reichlich gedeckt mit gefülltem Truthahn und Plumpudding, in dem eine Münze versteckt ist. Wer die Münze findet, hat einen Wunsch frei. Nach dem Essen spannen die Engländer eine Leine auf und hängen Socken und Strümpfe daran. In der Nacht, wenn alle schlafen kommt „Father Christmas“ durch den Schornstein und befüllt die Socken und Strümpfe mit Geschenken. Diese dürfen die Kinder jedoch erst am nächsten Morgen auspacken.
Multikulturelle Weihnachtsstimmung im Video: